Gone for good? Die europäische Schneedecke im 21. Jahrhundert
- 1Institute for Atmospheric and Climate Science, ETH Zürich, Zürich, Schweiz
- 2Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, Zürich-Flughafen, Schweiz
- 3Climate Service Center Germany (GERICS), Helmholtz-Zentrum Hereon, 20095 Hamburg, Deutschland
Die natürliche Schneedecke ist ein zentraler Indikator des fortschreitenden Klimawandels. Gleichzeitig ist sie eine für viele Sektoren höchst relevante Ressource. Bereits in den letzten Dekaden hat sie sich als Folge der globalen Erwärmung in vielen Regionen Europas merklich zurückgezogen. Mit dem projizierten zukünftigen Temperaturanstieg erwarten wir generell eine weitere Abnahme, aber welche Regionen zu welcher Jahreszeit in welcher Art und Weise und mit welchen Unsicherheiten betroffen sind, erfordert eine dedizierte europaweite Analyse der zukünftigen Entwicklung der natürlichen Schneedecke. Der vorliegende Beitrag wagt diesen Schritt, basierend auf einem umfassenden Ensemble hochaufgelöster regionaler Klimasimulationen aus der EURO-CORDEX Initiative. Die vorgeschaltete Evaluierung zeigt, dass die Landoberflächenmodule heutiger regionaler Klimamodelle prinzipiell in der Lage sind, die räumliche und zeitliche Variabilität der europäischen Schneedecke abzubilden. Jedoch zeigen sich insbesondere in Gebirgsregionen auch Modelldefizite, die es zu beachten und zu berücksichtigen gilt. Die zukünftigen Projektionen für das 21. Jahrhundert ergeben für alle drei betrachteten Emissionsszenarien einen weiteren Rückgang der natürlichen Schneedecke, dessen Ausmass mit steigenden Treibhausgasemissionen zunimmt. Der teilweise Anstieg der winterlichen Gesamtniederschlagsmengen kann dabei den Effekt steigender Temperaturen in der Regel nicht ausgleichen. Für ein hohes Emissionsszenario ist in tiefgelegenen Regionen Zentral- und Südeuropas bis zum Ende des Jahrhunderts mit einem weitgehenden Verschwinden der natürlichen Schneedecke zu rechnen. Der prozentuale Schwund ist in mittleren und hohen Lagen der Gebirgsregionen (Skandinavien, Alpen, Pyrenäen) jedoch deutlich schwächer ausgeprägt. Selbst unter pessimistischen Annahmen zu zukünftigen menschlichen Treibhausgasemissionen wird hier ein nicht zu vernachlässigender Teil der natürlichen Schneedecke verbleiben. Die Unterschiede der einzelnen Modellsimulationen können beträchtlich sein, jedoch besteht eine hohe Einigkeit hinsichtlich der prinzipiellen raum-zeitlichen Änderungssignale.
How to cite: Steger, C. R., Kotlarski, S., Bülow, K., and Teichmann, C.: Gone for good? Die europäische Schneedecke im 21. Jahrhundert, DACH2022, Leipzig, Deutschland, 21–25 Mar 2022, DACH2022-205, https://doi.org/10.5194/dach2022-205, 2022.