Kurzfassungen der Meteorologentagung DACH
DACH2022-127, 2022
https://doi.org/10.5194/dach2022-127
DACH2022
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LQ-Warn – Entwicklung optimierter Vorhersagen verschiedener Luftqualitätsparameter

Sabine Robrecht1, Robert Osinski2, Ute Dauert2, Andreas Lambert1, Stefan Gilge3, and Anke Kniffka3
Sabine Robrecht et al.
  • 1Deutscher Wetterdienst, Offenbach, Deutschland (sabine.robrecht@dwd.de)
  • 2Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, Deutschland
  • 3Deutscher Wetterdienst, Freiburg im Breisgau, Deutschland

Schlechte Luftqualität gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung. Zur Information und zur Ergreifung kurzfristiger Maßnahmen zur Luftqualitätsverbesserung (z.B. Verkehrslenkung) ist eine möglichst genaue und – insbesondere in städtischen Gebieten – möglichst räumlich hochaufgelöste Luftqualitätsvorhersage notwendig. Numerische Luftqualitätsmodelle haben für diese Aufgabe in der Regel eine zu geringe räumliche Auflösung.

Daher ist es Ziel des Projektes „LQ-Warn“ die Luftqualitätsvorhersage insbesondere im Hinblick auf die Überschreitung von Grenzwerten zu verbessern. Basierend auf den Modellergebnissen für Luftqualitätsparameter des Copernicus Atmospheric Monitoring Service (CAMS) werden zwei Ansätze verfolgt: Einerseits werden Vorhersagen mit dem regionalen chemischen Transportmodell „REM-CALGRID“ (RCG) unter Einbeziehung von CAMS-Ergebnissen und regionalen Emissionsdaten berechnet. Dabei kann eine hohe horizontale Auflösung von 2 km erzielt werden und Prognosen können für verschiedene Luftschadstoffe in stündlicher Auflösung mit bis zu 72 Stunden Vorlaufzeit erstellt werden, unter anderem für NO2, O3, PM10 und PM2.5. Andererseits wird die statistische Post-Processing-Methode „Model Output Statistics“ (MOS) angewandt, um Punktvorhersagen für die Massenkonzentration der Spezies NO2, O3, PM10 und PM2.5 mit einer Vorlaufzeit von bis zu 96 Stunden zu berechnen. Dafür werden luftqualitätsbezogene Messungen, CAMS-Modellergebnisse und meteorologische Parameter aus dem numerischen Wettervorhersagemodell des ECMWF als Prädiktoren verwendet.

Es werden erste Ergebnisse der mit den o.g. Ansätzen errechneten Vorhersagen präsentiert und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Verfahren hervorgehoben. Durch die statistische Post-Processing-Methode MOS wird an den Vorhersagepunkten vor allem für die Massenkonzentration von O3 und NO2 eine signifikante Verringerung des RMSE (Root Mean Square Error) im Vergleich zu den Vorhersagen des numerischen CAMS-Modells erreicht. Diese deutliche Verbesserung der Luftqualitätsvorhersage sinnvoll auf die Fläche auszudehnen ist jedoch noch eine Herausforderung. Im Gegensatz dazu zeigt die Vorhersage mit dem RCG-Modell eine geringere Verbesserung der Vorhersagegüte an einzelnen Vorhersagepunkten als der MOS-Ansatz. Stattdessen bietet das RCG-Modell zeitlich und räumlich konsistente Vorhersagen an allen Modellgitterpunkten. Kleinskalige Konzentrationsunterschiede können aufgrund der höheren Modellauflösung deutlich realistischer vorhergesagt werden als mit den CAMS-Vorhersagen. Ein weiterführendes Ziel des LQ-Warn-Projektes ist es die beiden Ansätze zu kombinieren, um die Vorteile beider nutzen zu können und eine präzise Luftqualitätsvorhersage flächendeckend für Deutschland bereitstellen zu können.

How to cite: Robrecht, S., Osinski, R., Dauert, U., Lambert, A., Gilge, S., and Kniffka, A.: LQ-Warn – Entwicklung optimierter Vorhersagen verschiedener Luftqualitätsparameter, DACH2022, Leipzig, Deutschland, 21–25 Mar 2022, DACH2022-127, https://doi.org/10.5194/dach2022-127, 2022.